Zwischengedanken - 2,5 Monate in Chile

"Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken."
(Ferdinand Magellan, 1480-1521)

Ich habe meine Küste, Deutschland heute vor 2 Monaten und 15 Tagen verlassen um 13.714 km entfernt meine neuen Ozeane,  den Süden Chiles, Patagonien zu entdecken. Die Zeit verging bisher sehr schnell, wie ich finde. Hier ein kleiner Stellungsbericht, wie es mir bis jetzt so ergangen ist:

Mit der Sprache klappt es jeden Tag besser! Ich kann jetzt schon fast alles verstehen und bei Unterhaltungen der Einheimischen, die normal spanisch reden (also schnell ;-)), weiß ich auch meistens, worum es geht. Ich denke (und träume) zwar noch auf deutsch, aber wenn ich mich mit jemandem unterhalte, muss ich eigentlich nie viel überlegen, die spanischen Wörter kommen meistens von allein. 
Zu Anfang habe ich mit meinen Gasteltern viel englisch gesprochen, weil ich kaum spanisch konnte. Heute sprechen wir nur noch spanisch miteinander. Mir fällt es auch sehr schwer im Moment englisch zu sprechen, mir fallen die Wörter auf spanisch einfach schneller ein und das ständige Umdenken vom Spanischen ins Englische empfinde ich als sehr anstrengend.

Der Schulunterricht ist aber trotzdem eine sprachliche Herausforderung für mich, besonders Geschichte und Biologie. Dort gibt es einfach zu viele Fremdwörter! Mathe, Englisch und Physik sind meine Lieblingsfächer, weil ich alles verstehe. Sogar Chemie macht mir Spaß! Ich verstehe viel mehr als in Deutschland, obwohl der Unterricht natürlich auf Spanisch ist. 
Der Unterricht im Allgemeinen ist sehr viel entspannter als in Deutschland. Mädchen lackieren sich die Nägel, Jungs spielen mit den Handys rum und zugehört wird nur, wenn es wirklich interessant ist. Ansonsten wird sehr viel mit seinem Sitznachbarn oder auch mit der Freundin, die 3 Reihen dahinter sitzt, gequatscht. Es gibt nur wenige Lehrer, die das wirklich stört und die was sagen. Die meisten Lehrer jedoch stehen einfach nur vorne und halten ihre Vorträge über ein Thema und erklären ein bisschen dazu. Danach gibt es meistens Aufgaben, die mehr oder weniger von den Schülern bearbeitet werden. Besonders mein Kurs arbeitet sehr wenig im Unterricht. Meine Mitschüler sind ziemlich faul, nur wenige lernen wirklich zu Hause für Klassenarbeiten. Das ist auch der Grund, weshalb 12 Schüler versetzungsgefährdet sind! Das ist beinah die Hälfte! Doch das ist nicht in jeder Schule so. Ein anderer dänischer Austauschschüler geht auf das "Colegio Natales", eine Privatschule, und er hat mir erzählt, dass seine Mitschüler sehr viel für die Schule lernen und im Unterricht viel mitarbeiten. Meine Schule ist eine öffentliche Schule. Das ist das Problem in Chile: die Privatschulen sind meistens sehr gut, aber auch unglaublich teuer, weshalb sich viele Familien diese Bildung für ihre Kinder nicht leisten können. Die öffentlichen Schulen sind zwar gratis, der Unterricht aber auch um einiges schlechter! 

Unterricht habe ich Montags-Freitags von 8.00h-13.00h, danach eine Stunde Mittagspause, in der ich mit Vanesssa nach Hause zum Essen fahre. Die meisten Schüler jedoch essen in der Schule. Mir ist dort sofort aufgefallen, dass sich NIEMAND über das Kantinenessen beschwert oder sein Essen kritisiert. Es wird einfach unkommentiert gegessen und man unterhält sich währenddessen über Schule oder Freizeit. Ich denke, das ist in Deutschland absolut anders. ;-) Unterricht ist dann wieder von 14 h-15.30 h und einmal in der Woche von 15 h-18.15 h.
Ich gehe wirklich sehr gerne zur Schule. Meine Mitschüler und Freunde sind sehr lustig und teils auch chaotisch und ich habe jeden Tag viel Spaß. 

Obwohl ich täglich bis nachmittags in der Schule bin, nutze ich meine Freizeit gut aus. Einmal die Woche gehe ich in die Musikgruppe. Die Musik"gruppe" besteht aus genau zwei Personen, nämlich dem Lehrer und mir. Bei Auftritten spielen manchmal noch 1-2 andere Schüler mit. Die Lieder, die wir spielen, sind chilenisch-folkloristisch und ganz anders als in Deutschland. Aber sie gefallen mir sehr gut. Hier das 1. Lied, das wir zur Verabschiedung unseres Direktors gespielt haben: 

Mein Musiklehrer Jamie und ich spielen gemeinsam





Es gibt auch einen Film von dieser Veranstaltung. Im letzten Drittel könnt ihr mich mit unserem Musiklehrer sehen und hören:








Wenn wir nicht für Auftritte üben, lerne ich nebenbei gerade ein bisschen Schlagzeug. Auch das macht mir wirklich sehr viel Spaß! 
Dann habe ich 3x die Woche Volleyballtraining mit meinen Freunden. Mädchen und Jungs trainieren gemischt, aber auf Turnieren spielen wir getrennt. Der Trainer fordert viel, aber er macht auch viele Witze und die Stimmung ist immer gut, es gibt kaum Spannungen untereinander. 

Am letzten Mittwoch (09.10.2013) hatten wir ein Volleyballturnier gegen zwei Schulen aus Pto. Natales. Am Anfang war ich (mal wieder) ganz schön nervös, so dass Trainer Hugo mir immer "tranquila" (ruhig) zugerufen hat. Irgendwann wurde ich dann wirklich ruhiger, habe mich nur noch auf den Ball konzentriert und die Leute am Rand ausgeblendet. Von da an habe ich das Turnier nur noch genossen und am Ende haben wir sogar gewonnen!

Volleyballmädels ;-)



 
Ich, Monse und Camila auf dem
Volleyballturnier






Nächste Woche (16. - 17.10.2013) geht es dann für zwei Tage mit dem Volleyballverein nach Porvenir zum Regionalturnier. Dazu fahren wir erst nach Punta Arenas, um von dort mit der Fähre nach Tierra del Fuego / Feuerland:D - dort liegt Porvenir - zu fahren. Wir bekommen extra schulfrei dafür und die Kosten übernimmt unsere Schule.








Vielleicht noch ein bisschen was zum chilenischen Essen:
Wie typisch für Südamerika wird auch in Chile viel Fleisch gegessen, besonders "carne" (Schweine- oder Rindfleisch) oder "pollo" (Hühnchenfleisch). Dazu gibt es Reis, Kartoffeln oder Nudeln und meistens noch gekochtes Gemüse wie Erbsen oder Möhren oder grünen Salat. Manchmal isst man auch Reis und Kartoffeln zusammen, also auch viele Kohlenhydrate.

Im Gegensatz zu Deutschland frühstücke ich unheimlich gerne in Chile! Es gibt "pan" (Weißbrot in Brötchenform) und dazu "manjar" oder auch als "dulce de leche" bekannt. Das ist eine sehr süßige, karamellbraune Creme, die auch in allen chilenischen Torten nicht fehlen darf! Außerdem ist sie ein prima Nutella-Ersatz, weil Nutella hier unten sehr, sehr teuer ist!


Hier ein paar typische chilenische Köstlichkeiten:

Die wohl berühmteste chilenische Spezialität: Empanadas!
Das sind fritierte Teigtaschen, gefüllt mit Fleisch, Käse, Schinken oder Ei.

















Diese fritierten, heißen Teigkringel
nennen sich "picarones".
Gegessen werden sie üblicherweise
mit einer süßen Orangensoße.


Sogar Schnitzel isst man hier! Allerdings heißt es "milanesa"

"Cazuela", eine typische chilenische Suppe mit Kartoffeln, Reis,
Hühnchen, Schweinefleisch und Gemüse.



Chilenischer Hotdog mit Ketchup, Mayonaise, Tomate,
Wurst und Avocadocreme.

1 Kommentar:

  1. Ja das sind wirklich leckere chilenische speisen kann ich nur von lied traellern ^^ gruss Jeronimo Homero Unay

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