Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir in einem kleinen Ort vorbei gekommen names Toconao.
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Es gab zwei Lamas die man füttern konnte (ein Junge wurde
sogar angespuckt) |
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Genau an diesem Tag gab es einen kirchlichen Umzug
in dem kleinen Dorf |
Am Nachmittag sind wir dann noch zu einer
anderen Lagune gefahren, der Laguna Cejar, in der man auch
baden konnte. Da es in der Wüste zwar tagsüber warm ist, auch im Winter, nachts
aber sehr sehr kalt, war das Wasser der Lagune natürlich auch sehr kalt.
Hinzu kam, dass sie aus Salzwasser war, das heißt, man trieb beim Baden die ganze Zeit an
der Wasseroberfläche. Obwohl es wirklich unglaublich kalt war und man nicht
länger als 10 Minuten im Wasser bleiben konnte, war es schön. Zu den Duschen
musste man danach 1 km zu Fuß laufen und leider gab es auch dort nur kaltes Wasser. Auf
dem Weg trocknete das Wasser auf meiner Haut und zurück blieb eine weiße
Salzkruste.
Da es unser letzter Abend in San
Pedro war, hatten wir vor, etwas Besonderes zu machen. Am Abend kam eine
Musikgruppe, die folklorische Musik gespielt hat und wir saßen alle gemütlich
um ein Lagerfeuer herum. So ist es Tradition, wurde uns erklärt.
Hier ein Video zu folkloristischer Musik aus dem Norden Chiles mit Einflüssen aus Peru und Bolivien:
Am nächsten Morgen haben wir dann früh San
Pedro de Atacama verlassen und sind wieder nach Süden gefahren. Wir haben fast
den ganzen Tag im Bus verbracht und haben nur manchmal Halt gemacht.
Unterwegs haben wir dann an einem
"Geisterdorf" angehalten, dass aus dem 18. Jahrhundert stammt. Dort
wurde früher Salpeter gewonnen. Die Salpeterzeit in Chile war eine grausame
Zeit, den Arbeitern und Familien ging es schlecht und die meisten waren sehr
arm. Es sind sehr viele Kinder schon in jungen Jahren gestorben.
Wir haben uns dort einen Friedhof aus
dieser Zeit angeschaut. Ich persönlich fand ihn unglaublich traurig und
hässlich. Es gibt keinerlei Blumen und auch sonst keine Farben dort. Der ganze Friedhof
ist braun und trist. Klar, Blumen hätten ja keine Überlebenschance in der Wüste
und Plastik- oder Papierblumen würden verbrennen. Gleich am Eingang stand
ein Kindergrab, auf dem viele Spielsachen, Stofftiere und Puppen hingelegt
wurden - meist von Autofahrern, die sich mit dieser kleinen Gabe Schutz für
ihre Reise erhoffen. Die Stofftiere waren ausgeblichen von der Sonne und die
Gesichter der Puppen waren von der Sonne verbrannt und schwarz. Es sah aus wie
in einem Horrorfilm. Manche Gräber waren geöffnet, der Sarg lag manchmal leer
und offen im Inneren da, manchmal konnte man auch noch die Gebeine sehen. Ein
unheimlicher Ort. Ich war froh, als wir weiterfuhren.
Am Nachmittag haben wir dann noch mal Halt
an der berühmten Hand der Atacamawüste gemacht. Das Kunstwerk wurde gebaut, um
zu verdeutlichen, dass der Mensch aus der Erde geboren wird. In Natales wurde
auch so eine Hand nachgebaut, allerdings viel kleiner.
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High five |
Caldera/Bahia Inglesa
Am Abend kamen wir dann in Caldera an,
einer kleinen Stadt. Gewohnt haben wir jedoch in Bahia Inglesa, das genau nebenan
liegt. Bahia Inglesa hat einen schönen Strand, ein paar Restaurants, Hotels und
Wohnhäuser. Es gibt allerdings keine Geschäfte dort, so dass man immer nach
Caldera zum Einkaufen fahren muss.
Am nächsten Morgen sind wir alle zum
Strand gegangen und haben Muscheln gesammelt und sind mit den Füßen ins Wasser
gegangen. Um ganz zu baden fand ich es einfach viel zu kalt.
Von dort aus haben wir dann den Rückweg
nach La Serena/Coquimbo angetreten.
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mit einem Moai. Diese großen Steinfiguren
stehen eigentlich auf der Osterinsel, die auch
zu Chile gehört |
Rückweg nach La Serena/Coquimbo
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück sind
wir nach Coquimbo gefahren und haben eine Katamarantour gemacht. Der Himmel war
leider bewölkt, doch wenigstens regnete es nicht. Unser Ziel war die Isla
de Lobos (Löweninsel), eine Steininsel im Pazifik vor der Küste
Coquimbos, auf der Seelöwen, Pinguine und Möwen leben.
Kaum hatten wir den ruhigen Hafen
verlassen, fing das Boot heftig an zu schaukeln und mit den Wellen sich auf und ab zu bewegen. Es lag ein widerlicher Gestank nach Fisch und Algen in der
Luft. Doch der Ausblick entschädigte alles. Uns wurde gesagt, dass manchmal
sogar Delfine vom Boot aus zu sehen sind, so dass wir die ganze Zeit gebannt auf den endlos
scheinenden Ozean blickten. Leider haben wir nicht einen Delfin gesehen. Dafür
aber viele andere Tiere, wie Möwen, Seelöwen und verschiedenste Vögel.
Wieder an Land hatten wir noch ein paar
Minuten, um den Fisch- und Souvenirmarkt zu besuchen. Das Highlight waren
aber die wilden Seehunde, die dort immer am Steinufer auf Fischreste warten. Der "Chef-Seelöwe" kam sogar die Steine hochgeklettert
und setzte sich hinter die Metallabsperrung.
Ich hatte einen Seelöwen noch nie so aus
der Nähe gesehen und ich muss sagen, Angst hatte ich schon. Bei dem Maul,
den großen Zähnen, seinem dicken und maßigen Körper bekam ich eine Gänsehaut -
und uns trennte nur ein dünner Metallzaun!
Schließlich kam ein Fischer mit einem
Eimer voll Fischreste vorbei. Der Fischer erzählte uns, dass Willi, so hieß der
Seelöwe, seit über 20 Jahren hier herkam und dass er ihn seit dem ersten Tag an
fütterte. Der Mann behauptete sogar, Willi würde Küsschen beim Füttern geben.
Das hielten wir alle für einen schlechten Scherz. Wer war denn so verrückt und
würde seinen Kopf in die Nähe des wilden und unberechenbaren Tieres halten?
Wenn Willi zubiss - das könnte tödlich enden!
Der Mann nahm also einen Fisch aus seinem
Eimer und beugte sich mit dem Oberkörper über die Absperrung. Willi reckte
seinen Kopf nach oben und kam so dem Fischer immer näher. Ich hatte den Atem
angehalten und konnte fast nicht glauben, als der große, bullige und maßige
Seelöwe dem Fischer wirklich und wahrhaftig ein Küsschen auf die Nase gab.
Danach bekam er seinen Fisch.
Der Mann erzählte uns, dass Willi treuer
war als irgendein Freund, den er je gehabt hätte. Er meinte, er würde Willi
alles erzählen, seine Probleme und Sorgen und seine schönsten Momente. Wenn er
sich einsam fühlte, kam er zu Willi und der Fischer war fest überzeugt, dass
Willi ihn verstehen konnte.
Dieses Erlebnis hat mich sehr
beeindruckt. Es zeigte mir doch , dass auch wilde Tiere sehr zuneigungsvoll sein
können, wenn man sich mit Geduld, Liebe und Vorsicht ihnen nähert. Und ich fand
den Fischer ganz schön mutig. Er verdiente bestimmt nicht viel in seinem Beruf,
das war eindeutig und vielleicht war er auch krank, so gebeugt und humpelig wie
er ging. Doch er hatte einen ganz treuen und besonderen Freund und mit ihm eine
Geschichte zu erzählen, die, glaube ich, jedem ans Herz gehen würde.
Vincuna
Den Nachmittag haben wir dann in Vicuna
verbracht, einer kleinen Stadt, in den Weinbergen gelegen. Dort wo der Pisco,
ein Traubenschnaps und u.a. auch chilenisches Nationalgetränk, hergestellt
wird. In Vincuna wurde auch Gabriela Mistral geboren, die erste
Nobelpreisträgerin Südamerikas und Namensgeberin meiner Schule in
Natales.
In Vincuna haben wir uns erst mal das
Spiel Chile gegen Spanien angesehen und als Chile schließlich gewonnen hatte,
war auf den Straßen die Hölle los. Autos fuhren hupend durch die Straßen, alle
Chilenen stürmten singend, lachend und vor Freude brüllend mit der Nationalfahne
auf die Straße und wir Austauschschüler natürlich gleich mit. Es war ein tolles
Erlebnis.
Danach sind wir dann in das Gabriela
Mistral Museum gegangen. Gabriela Mistral war Dichterin und Schriftstellerin,
kam aus sehr armen Verhältnissen und hat mit 15 Jahren bereits als Lehrerin
gearbeitet. Sie war eine sehr strenge Frau und wusste immer sehr genau, was sie
wollte. Sie hat sich stark für die Frauenrechte eingesetzt und ist fast durch
die ganze Welt gereist. Später wurde ihr der Nobelpreis in Literatur verliehen, als erster Mensch - noch dazu als erste Frau! - Südamrikas!
Danach sind wir dann in eine Fabrik
gefahren, in der der Pisco, der berühmte chilenische Traubenschnaps hergestellt
wird. Probieren durften wir natürlich nicht, aber interessant war es schon zu
sehen, wie aus den Trauben hochprozentiger Schnaps wird.
Am Abend gab es dann das Highlight: Der
Besuch der Sternwarte Mamalluca!
Die Sternwarte ist riesig und ist
wichtiger Forschungsplatz in der Wissenschaft der Astronomie. Es gibt mehrere
Sternwarten in der Atacamawüste Chiles. Der Hauptgrund ist, dass es fast das
ganze Jahr nicht regnet, der Sternenhimmel meistens klar ist und es nicht viele
Lichter von der Stadt gibt, die reflektierren können.
Ich habe noch nie so viele Sterne am Himmel auf
einmal gesehen! Wir hatten eine tolle Führung, uns wurde der Himmel erklärt,
die verschiedenen Sternbilder, Sterne und Planeten. Durch ein Teleskop konnten
wir Mars und Saturn sehen und uns verschiedene Sterne anschauen.
Ich habe sehr viel erfahren über unser
Sonnensystem und war tief beeindruckt nach dem Besuch. Die Sternwarte war auf
jeden Fall ein ganz besonders großes Highlight auf unserer Reise gewesen.
Leider war es strengsten verboten Fotos zu machen, deshalb kann ich hier keine Fotos einstellen.
Unser letzter Abend hatte begonnen und wir
fuhren wieder ins Hotel nach La Serena zurück.
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Unser Hotel in La Serena - nun mit Strom und warmen
Wasser |
In der Nacht sind wir noch an
den Strand gegangen, der menschenleer und unendlich lang erschien. Man hatte
einen tollen Blick auf das Ufer gegenüber, die Stadt Coquimbo. Alles wirkte so
friedlich und ruhig, nur das gleichmäßige Wellenrauschen war zu hören. Barfuß
sind wir dann am Strand spazieren gegangen, wobei uns einige Straßenhunde die
ganze Zeit begleitet haben. Es fühlte sich an, als hätten wir tierische Leibwächter
gehabt, die uns so treu waren und die uns immer mit etwas Abstand gefolgt oder
vorgelaufen sind. Gefährlich sind die Straßenhunde nicht, sie beißen nicht und
springen einen auch nicht an. Anfassen sollte man sie trotzdem nicht, denn mit
größter Wahrscheinlichkeit sind alle Hunde krank. Mir tun sie sehr leid. Das
einzige, was die Hunde bei den Menschen suchen ist Zuneigung und
Aufmerksamkeit. Ich habe Hunde nie wirklich sehr gemocht, sie haben mir immer
Angst gemacht, doch in Chile habe ich sogar ein wenig Herz für sie
entwickelt.
Wehmütig und traurig waren wir glaube ich
alle. Die Zeit war so schnell vergangen, doch im Rückblick hatten wir auch
wahnsinnig viel gesehen. Für die meisten, wie für mich auch, ging es in 11
Tagen schon nach Hause, ins Heimatland. Jeder hatte auf dieser Fahrt neue
Freunde gefunden und es machte mich traurig, wenn ich daran dachte, dass ich
die meisten wahrscheinlich nie mehr wieder sehen werde.
Wir erinnerten uns an die schönsten,
lustigsten und peinlichsten Momente der Reise, an die erste Nacht ohne Strom
und warmes Wasser, an das Fahrradfahren durch die Wüste und durch den Fluss,
ans Sandboarding und an den Sand, der einem danach am ganzen Körper klebte, an
die vielen vielen Kilometer die wir schlafend, quatschend, spielend und lachend
im Bus verbracht hatten...
Am nächsten Morgen sind wir schon sehr
früh losgefahren und kamen nach sechs Stunden in Santiago an. Dort am
Busbahnhof mussten wir uns alle voneinander verabschieden, was wirklich komisch
war, weil es in den meisten Fällen ein Abschied für immer war. Aber auch das
gehört zur Austauscherfahrung. Es ist merkwürdig, sich von einem Menschen zu
verabschieden, von dem du weißt, ihn wahrscheinlich nie mehr wiederzusehen und der auf der anderen Seite der Welt zu Hause ist.
Fast alle konnten mit dem Bus in ihre
Städte fahren, nur ein Junge aus den USA und ich mussten fliegen, wobei ich
von allen Wüstentour-Teilnehmern mit Abstand den weitesten Weg hatte.
Als ich schließlich alleine im Flugzeug
nach Punta Arenas saß, konnte ich nicht länger anhalten und musste einfach
weinen. Dieses ganze Gefühls- und Gedanken-Wirrwarr in mir drin war so groß. In
zwei Wochen würde ich wieder in meinen eigenen vier Wänden sein, in
Deutschland. Dann wird mein Auslandsjahr vorbei sein. Ein Jahr! Einfach vorbei...
Ich erschrak, wie schnell die Zeit doch vergangen war und konnte es fast gar nicht
glauben, als mir wirklich bewusst wurde, dass ich seit 11 Monaten meine Familie
nicht mehr real gesehen, umarmt oder gespürt habe. Das machte mich traurig.
Und dann dachte ich daran, dass ich vielleicht nie mehr nach Chile zurückkehren
würde. Es ist einfach so weit weg von Deutschland. Vielleicht würde ich auch
meine Freunde und meine Gastfamilie, die mir in dem Jahr so ans Herz gewachsen waren,
nie mehr wiedersehen. Ich hatte so gegensätzliche Gefühle:
Freude und Trauer, Verzweiflung und Hoffnung, alles gleichzeitig und es tat gut, sie
einfach mal rauszulassen...
Als ich in Punta Arenas landete, war ich
dann wieder ganz ruhig und fühlte mich stark genug, meine letzten Tage zu genießen
und den Abschied gut hinter mich bringen zu können...