Mittwoch, 19. März 2014
2 Wochen Schule und immer noch keinen Stundenplan!
Jetzt gehe ich bereits seit 2 Wochen wieder zur Schule (nach 3 Monaten Sommerferien) und habe erst heute meinen Stundenplan ausgehändigt bekommen! Für die letzten 2 Wochen hatten wir einen "Notfallstundenplan" bekommen, bei dem allerdings auch einige Stunden ausfielen, weil Lehrer keine Lust zum Arbeiten hatten und dann einfach nicht zur Schule gekommen sind!!
Die Schule ist hier auch für die gesamt Freizeitgestaltung am Nachmittag verantwortlich, d. h. vor allem für jegliches Sport- und Musikangebot. Diese Pläne stehen noch immer nicht fest. Lediglich die Volleyballmannschaft trifft sich bereits wieder zum Training. Am Dienstag wollte ich gegen Abend zu einem Sambakurs gehen. Der fand dann aber doch nicht statt. Erst nächste Woche, hieß es dann. Ob und wann die Handball- und Basketballmannschaften sich treffen, steht in den Sternen. Und ob die Musikgruppe wieder zum Üben sich trifft, habe ich auch noch nicht gehört. Es dauert eben alles etwas länger.
Mit 4 Jahren in die Schule!
In meiner Gastfamilie hat sich seit Schuljahresbeginn vieles geändert! Meine 4-jährige Gastschwester Josefa geht jetzt nämlich auch zur Schule, zu den sogenannten "pre-kindern", das ist eine Art Vorschule, in der sie spielerisch auf den Unterricht vorbereitet wird. Josefa für die Schule zu begeistern, war - glaube ich - eine der schwierigsten Aufgaben für meine Gastfamilie. Schon als man ihr im letzten Jahr zu Weihnachten sagte, dass sie im kommenden Jahr auch in die Schule gehen würde, ist sie schreiend aus dem Raum gelaufen und hat sich versteckt. Sie hat sehr viel geweint und immer wieder betont, dass sie große Angst davor habe, in die Schule zu gehen. Sie wollte auf keinen Fall weg von ihrem "tata", ihrem Opa Tito. Außerdem habe sie Angst, dann zu Hause keine Zeit mehr zum Spielen zu haben.
Als dann der erste Schultag kam, war es unglaublich schwierig, Josefa aus dem Bett zu bekommen. Kein Wunder, denn normalerweise legt sie sich erst gegen Mitternacht schlafen und schläft am nächsten Tag bis 10 oder 11 Uhr aus. Und von einem auf den anderen Tag sollte sie morgens um 7 Uhr aufstehen. Für sie unverständlich. Weinend und schreiend wurde sie von Vanessa dann angezogen und ich muss sagen, dass sie wirklich unglaublich niedlich in ihrer Schuluniform aussieht.
Die ganze Familie hat sie dann zur Schule begleitet. Als wir dort ankamen, wurde Josefa sehr herzlich vom Schuldirektor persönlich und ihrer neuen Klassenlehrerin empfangen. Ihre Angst schien sie plötzlich vollkommen vergessen zu haben. Und auch uns hat sie kaum noch wahrgenommen. Seitdem geht sie sehr gerne zur Schule. Heute wollte Vanessa sie abholen und Josefa hat sogar geweint, weil sie nicht nach Hause wollte.
Vanessa und Gustavo!
Wie ich ja schon erwähnt habe, arbeitet Vanessa nun in einer anderen Schule und ist damit nicht mehr meine Klassenlehrerin. Sie ist jetzt "orientadora" in einer Grundschule, hat ihr eigenes, großes Büro und kümmert sich dort um die Schüler. Gustavo springt nun für sie in meinem liceo ein und ist damit mein Englisch- und Klassenlehrer. Zu dieser Entscheidung kam es aber erst drei Tage vor Schuljahresanfang.
Wir haben unseren Sommerurlaub früher beendet, da Gustavo kurz vor Beginn der Sommerpause erfahren hat, dass er nach den Ferien nicht mehr so viele Stunden arbeiten sollte. Diese Tatsache hat Vanessa und Gustavo so sehr beunruhigt, dass wir den Urlaub eben früher beendet haben, damit Gustavo in Natales noch Zeit hatte, sich um diese Angelegenheiten zu kümmern. In der letzten Ferienwoche haben dann beide ihren vorläufigen Stundenplan erhalten und es stellte sich tatsächlich heraus, dass Gustavo viel weniger Stunden hatte als im vergangenen Schuljahr. Genauer gesagt, sollte er nur noch ein Drittel der Stunden, die er letztes Jahr unterrichtet hatte, bekommen. Und er ist der Hauptverdiener der Familie! Das war eine Katastrophe! Vanessa bekam 2 Schulstunden weniger zugeteilt, aber das störte sie nicht weiter. Da meine Gastfamilie im nächsten Jahr ein weiteres Haus bauen möchte, war diese Entwicklung ein Schock für alle. Das kommende Jahr wollen sie nutzen, Geld zurück zu legen und für das neue Haus intensiv zu sparen. Der Grund: Bernada wird mit ihrer kleinen Tochter im kommenden Sommer aus Kolumbien hierher zu Pablo ziehen und damit ist das Haus für so viele Personen zu klein. Die Stimmung in meiner Gastfamilie änderte sich stetig. Alle schienen auf einmal gereizt oder genervt zu reagieren und in Gedanken versunken zu sein und bei jeder Konversation wurde über Gustavos Arbeit gesprochen und wie es weitergehen sollte. Ich fand diese Zeit schrecklich und machte mir auch viele Sorgen um meine Gastfamilie. Ich erlebte ja alles live mit und deshalb litt ich auch ziemlich mit ihnen.
Eines Abends bekam dann Vanessa einen Anruf. Ihr wurde eine neue Stelle als "orientadora" in einer Grundschule vorgeschlagen. Sie würde dann also nicht mehr als Englischlehrerin arbeiten, sondern sich um die Schüler kümmern und für sie da sein und verschiedene Dinge in der Schule managen. Dazu kam es, weil ihre Freundin ebenfalls in dieser Gruundschule arbeitet und ihrem Chef Vanessa für den Job der "orientadora" vorgeschlagen hat. Gleichzeitig hatte auch Angelica, die ja Präsidentin eines großen Sportvereins hier in Natales ist, mit dem Chef der "municipalidad" gesprochen, weil sie ihn persönlich gut kennt. Dieser hat ihr versprochen, dass er sich um die Arbeit von Vanessa kümmern würde und dafür sorgen würde, dass sie sicher platziert würde. Somit sollte Vanessa dann im liceo Platz für Gustavo machen, damit er weiterhin eine volle Stelle mit ausreichend Schulstunden hat.
Diese Abhängigkeit und Unsicherheit, ob Gustavo doch tatsächlich noch mehr Stunden bekommen würde, hat mich sehr erschreckt. In Deutschland gehört ja der Beruf des Lehrers immer noch zu einem der sichersten Berufe, während man hier in Chile als Lehrer für seine Unterrichtsstunden kämpfen muss. Und das jedes Jahr aufs Neue! Jedes Jahr bekommen die Lehrer - zumindest an staatlichen Schulen - eine neue Unterrichtsstundenzahl zugewiesen. Damit ändert sich das Einkommen jährlich und eine Familie kann offensichtlich nicht einmal langfristig planen mit einem festen Gehalt. Die Stimmung in der Familie war in den letzten Wochen schon ganz schön getrübt und ich habe diese Probleme auch komplett miterlebt. Gustavo arbeitet nun an 2 Schulen und hat nun mehr Unterrichtsstunden zugeteilt bekommen. Diese sind zwar richtig schlecht verteilt, mittwochs arbeitet er nur 2 Stunden, dafür hat er am Freitag einen superlangen Arbeitstag und Vanessa hat sich in ihrem neuen Job gut eingelebt und liebt ihn schon jetzt sehr.
Hallöchen wie ich sehe hast du deine Zeit schon sehr genossen. Ich war selber auch in Chile und habe in Valdivia gewohnt super schöne Stadt, solltest du dir mal bei Gelegeheit anschauen, ebenso wie Puerto Varas, Osorno und Villarica
AntwortenLöschenDisfruta el tiempo y besos de Alemania ;)