Fuerte Bulnes und Feliz Ano nuevo 2014 in Torres des Paine

Freitag, 27. Dezember  - Samstag, 28. Dezember 2013

Das Wochenende vor Neujahr habe ich bei tio German, tia Lilly und meinen "Cousinen" Dani und Pauli in Punta Arenas verbracht. Ich bin mit Bernada und Pablo hingefahren, denn am Samstagmorgen würde Bernada wieder zurück nach Kolumbien fliegen. Sie hat zwar nur zwei Wochen bei uns gewohnt, doch ich habe sie in dieser Zeit sehr ins Herz geschlossen. Ich mag ihre unkomplizierte und offene Art und ihre Geschichten aus Kolumbien. Wir beide hatten Heimweh an Weihnachten, es war das erste Mal, dass wir Weihnachten nicht "zu Hause" gefeiert haben und das hat uns sehr verbunden.

In Punta Arenas haben wir Bernada dann die Plaza de Armas gezeigt und natürlich hat auch sie den Fuß der Statue geküsst, um wieder nach Punta Arenas zurück kehren zu können. ;-)




















Danach waren wir noch Einkaufen und meine Gastschwester Josefa schien nicht ganz so begeistert zu sein...




















Am Abend haben wir dann alle zusammen "once" gegessen. In Chile gibt es 3 Hauptmahlzeiten:

  • desayuno (Frühstück)
  • almuerzo (Mittagessen)
  • once (so etwas wie Kaffetrinken) 
und manchmal (zu besonderen Anlässen)
  • cena (Abendessen, aber wenn, dann immer sehr spät, gegen 23h oder später). 
Ich glaube, ich habe noch nicht erklärt, wie Essen in Chile abläuft.

Zum Frühstück gibt es pan (Weißbrot), dazu fast IMMER (egal wo in Chile man sich befindet): Käse, Mortadella, manjar (eine sehr süße Creme aus Kondensmilch hergestellt und ein super Nutella-Ersatz (weil Nutella hier auch wahnsinnig teuer ist!)). Oft gibt es auch zerstampfte Avocado und klein geschnittene Tomate, die man beide zusammen auf seinem "pan" isst. Als Getränk Tee oder Pulverkaffee.

Das Mittagessen besteht fast immer aus carne (Fleisch vom Schwein oder Rind) oder pollo (Hühnchen). Dazu Kartoffeln und/oder Reis oder Nudeln. Dazu gibt es meistens auch Salat, der üblicherweise mit Olivenöl, Salz und Zitrone zubereitet wird. Zitrone ist neben Tomate, Avocado und Fleisch Hauptbestandteil des chilenischen Essens und ich glaube, fast in jeder Küche zu finden. 

Zur "once" isst man genau das gleiche wie zum Frühstück, nur ist es viel gemütlicher. Diesmal lässt man sich mehr Zeit mit dem Essen und sitzt meistens über eine Stunde zusammen, um sein "tesito" ("Teechen") zu trinken und sich zu unterhalten.

Die "cena" (Abendessen) gibt es meistens nur am Wochenende, unter der Woche meist unüblich. Dort wird dann noch mal etwas Warmes serviert. 


alle zusammen bei der "once"

Im Allgemeinen essen die Chilenen richtig viel und ganz besonders viel Essen gibt es bei tio German und tia Lilly!
Am Abend sind dann Gustavo und Vanessa mit Rodrigo und Francisca wieder nach Natales gefahren, ich bin mit Pablo in Punta Arenas geblieben.
Bernada ist am Samstagmorgen sehr früh zurück nach Kolumbien geflogen, Pablo hat sie zum Flughafen gebracht, wir haben uns den Abend vorher von ihr verabschiedet. Der Abschied fiel mir echt schwer. Ich habe sie sehr lieb gewonnen in der kurzen Zeit und weiß ja nicht, ob ich sie je wiedersehen werde.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen sind wir dann zur Festungsanlage "Fuerte Bulnes" gefahren.

Zur Information:



Im Jahre 1843 gab der chilenische Präsident Manuel Bulnes den Auftrag, erneut die Besiedlung im Süden Patagoniens anzugehen. Nur 2 Kilometer vom vorherigen Ort Puerto Hambre (Hafen des Hungers) entfernt, diesmal auf einer Anhöhe, entstand als erstes die Festungsanlage Fuerte Bulnes. Wegen des rauhen Wetters scheiterte es wiederum, hier dauerhaft Menschen anzusiedeln. Bereits 5 Jahre später wurde der Versuch aufgegeben und das günstiger gelegene Punta Arenas gegründet.

Wir hatten an dem Tag richtig Glück mit dem Wetter, die Sonne hat geschienen, der Himmel war strahlend blau und der Wind war ausnahmsweise mal nicht so stark und kalt. Obwohl es Dezember ist und auf der Südhalbkugel nun Sommer ist, wird es in Patagonien nie wirklich warm, auch im "Sommer" nicht. Deshalb bin ich immer noch in Winterjacke rumgelaufen.


Kanus, die die ersten Siedler hier in
Patagonien nutzten

das Eingangsschild zur Fuerte Bulnes




Estrecho Magallanico (Magellanstraße)
mit tio German und tia Lilly
Dort wo der Pazifik...


und der Atlantik zusammen treffen


Mit meinen "Cousinen" Pauli und Dani

Mit Pablo in einem der Siedlungshäuser, die
komplett aus Holzbalken oder getrockneter
Erde gebaut waren

Kanonen gab es natürlich auch
zur Verteidigung

Mit Dani und Pauli vor einem der Siedlungshäuser

















die Spitze Südamerikas: Región de Magallanes
Punta Arenas und Fuerte Bulnes




chilenischer Leuchtturm

sogar eine Kapelle gab es

mit tia Lilly

der starke Wind Patagoniens...verbiegt sogar die Bäume





Die Mitte Chiles....
befindet sich nicht in Santiago, sondern in Punta Arenas!
Denn auch ein Teil der Antarktis gehört zur Chile!
Deshalb befindet sich die Mitte Chiles tatsächlich
in Punta Arenas.




Picknick im Auto unterwegs

ein Hafen in der Nähe von Fuerte Bulnes




















ein Schiffswrack in der Nähe von Punta Arenas



























31. Dezember 2013

Heute ist Silvester und wir haben ganz spontan entschieden, alle zusammen Silvester bei Pablo im Nationalpark Torres del Paine zu feiern. Wir, das waren Gustavo, Vanessa, die kleine Josefa, Marko, die große Jossefa, Rodrigo, Francisca, Pablo, ein Freund Pablos, Tito und sogar Angelica, die es eigentlich überhaupt nicht mag zu reisen und lieber zu Hause beibt, ist mit nach Paine gekommen.
Pablo arbeitet dort in einer Cafeteria und hat ein Häuschen dort mitten im Nationalpark. Am Nachmittag sind wir also hingefahren und hatten das Glück, noch eine Tour mit dem Katamaran zu unternehmen. 

mit Jossefa aus Talca


Aussicht vom Katamaran



Am Abend haben wir dann kleine Snacks für Mitternacht vorbereitet:
  • Canapé: das sind kleine Brote mit einer Creme aus Hühnchen, Ei oder Käse
  • aceitunas: Oliven
  • Papas fritas: Chips
  • salsas: verschiedene Dips 



Rordrigo, Gustavo, Jossefa und Francisca





Wie in Deutschland auch haben wir die letzten Sekunden vor Mitternacht einen Countdown runtergezählt und um Punkt 0.00h hat dann jeder seine Konfettibombe aufgedreht.Man ist sich in die Arme gefallen und hat sich ein "feliz ano nuevo" gewünscht. Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt wirklich mies gefühlt, ich kann gar nicht genau sagen, warum. Auf einmal kam da Heimweh auf, weil ich doch eigentlich jedes Jahr, Silvester mit meiner Familie und Freunden feiere. Ich glaube, da wurde mir WIRKLICH bewusst, wie lange ich sie eigentlich nicht gesehen hatte. Ich habe mich auf einmal sehr traurig gefühlt, mir war klar, dass jetzt 2014 ist. Dieses Jahr würde ich meine Familie, Deutschland und meine deutschen Freunde wiedersehen und darauf freue ich mich natürlich sehr. Ich sehnte mich auf einmal sehr nach Deutschland, nach meiner Familie, um sie in den Arm zu nehmen, nach meinen Freunden und nach Vollkornbrot, weil es in Chile fast nur Weißbrot gibt.Und ich sehnte mich nach Silvesterknallern (obwohl ich mir in Deutschland aus Silvesterknallern nicht wirklich so viel mache, aber es gehört einfach dazu), Konfettibomben sind wirklich nicht damit zu vergleichen! Und im Nationalpark ist Feuerwerk natürlich absolut verboten. Gleichzeitig war mir aber auch klar, dass ich im kommenden Juli dann natürlich Chile verlassen muss, Puerto Natales, Patagonien, dort, wo es nie wirklich Sommer wird und immer Wind herrscht, und das trotzdem wie ein zweites zu Hause für mich geworden ist. Ich würde meine Gastfamilie verlassen müssen, die mich von Anfang an so herzlich aufgenommen hat, meine neuen Freunde hier und das alles mit der Ungewissheit, nie wiederkehren und sie vielleicht nie wiedersehen zu können. 
Es war ein wirklich sehr blödes Gefühl, ich kann es nicht anders sagen. Hin und hergerissen, ob ich jetzt lachen oder weinen sollte, traurig :-( oder fröhlich :-).
Am Ende ist dann doch ein Weinen draus geworden und wie die Chilenen so sind, wurde ich natürlich herzlich in die Arme geschlossen. Das hat mich fast noch trauriger gemacht, ich musste auf einmal so an meine Familie in Deutschland denken. Doch am Ende hat es mir sehr geholfen. Keiner hat gefragt, was mit mir los ist, manchmal sagt eine Geste, eine einfache Umarmung mehr aus als 1000 Worte...

Um viertel vor 1 hat Angelica dann schon angefangen, das Konfetti, das überall im Raum verstreut lag, zusammen zu fegen. Doch Jossefa, Marko und ich dachten noch lange nicht ans Schlafengehen, es war ja noch viel zu früh. Wir haben dann im Dunkeln mit Leuchtstäben getanzt und rumgealbert. Doch gegen 2h sollten wir dann wirklich alle schlafen gehen. Das fand ich persönlich schade, ich hätte mir gewünscht, dass wir mehr und länger feiern würden. 

Am nächsten Tag nach dem Frühstück (wir sind bereits um 10h aufgestanden, für mich persönlich an Neujahr undenkbar, weil ich normalerweise mindestens bis zum Mittag schlafe) sind wir dann mit Francisca und Rodrigo ein bisschen mit dem Auto durch den Park gefahren und haben an besonders schönen Plätzen Fotos geschossen. 













Zum Mittagessen sind wir dann wieder zurück zu Pablos Haus gefahren und dieses Mal gab es wie an Weihnachten ein großes asado mit Lamm, Hühnchen, Kartoffeln, Salat und Tomaten. Es war sehr lecker und das Fleisch haben wir "typisch chilenisch" mit der Hand gegessen. 
Danach haben wir uns dann wieder auf dem Weg nach Natales gemacht. 

Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass es dann so ein schöner Tag werdem würde. Wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter, blauer Himmel und Sonne. Auch das Heimweh und die Traurigkeit von letzter Nacht waren weg und es war mal ein ganz anderer Neujahrstag für mich. Und da habe ich mich dann wieder stark genug gefühlt, das neue Jahr einfach auf mich zukommen zu lassen. 
Ich werde das schon schaffen;)!!!



Ich glaube, jetzt könnt ihr verstehen, warum ich für diesen Blogbeitrag etwas länger Zeit gebraucht habe. Ich brauchte wohl einfach ein bisschen Abstand dazu. Und da ich ja Zitate so sehr mag, hier mein Leitspruch für das kommende Jahr:

Wenn man ohne Flügel geboren wurde, 
darf man sie nicht am Wachsen hindern. 
(Coco Chanel)



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