"Hitler!"

Wer andere besucht, soll seine Augen öffnen, nicht seinen Mund. (Afrikanisches Sprichwort)


Dienstag, 25. März 2014

Heute habe ich ausnahmsweise mal zu Mittag in der Schule gegessen und saß mit meinen Freundinnen am Tisch, als sich plötzlich mein Mathelehrer zu uns setzte, bei dem wir eben vorher noch Unterricht gehabt hatten. Er fragte mich, ob ich tatsächlich aus Deutschland käme.Das bejahte ich natürlich und daraufhin meinte er grinsend: "Hitler!" Es ist nichts Neues für mich, dass Leute, wenn sie hören, dass ich aus Deutschland komme, direkt an Hitler denken. Aber noch niemand hat dabei gegrinst. Dieses Grinsen hat mich irritiert. Und um allem noch die Krone aufzusetzen, sagte er weiterhin grinsend zu mir: "Ich bin Nazi!"  und ass genüsslich seine Kartoffeln weiter. Ich habe sofort innegehalten mit dem Essen und starrte ihn nur an, ich konnte gar nichts sagen, so perplex war ich. Mein Gesichtsausdruck muss wohl auch stehengeblieben sein, wahrscheinlich stand sogar mein Mund offen, jedenfalls amüsierte er sich über mein erschrockenes Gesicht und meinte: "War doch nur ein Scherz!". Ich entgegnete ihm, dass es für mich nicht lustig ist und man darüber in Deutschland keine Witze macht. Weil es ein sehr ernstes Thema ist und es eine fürchterliche, schreckliche und grausame Zeit war, die hoffentlich nie wieder kommt!
Mein Mathelehrer nickte, erwiderte jedoch "Aber Hitler war doch ein guter Mann! Er war doch der beste Mann im Krieg. Schließlich hat er die meisten Menschen umgebracht. Historisch gesehen hat er doch viel erreicht."  Ich brauchte wieder einen Moment, um zu überlegen was ich antworten sollte. Im ersten Moment hatte ich noch gedacht, dass er mich nur reinlegen wollte und das alles wirklich nur ein blöder Witz war, doch er schien es total ernst zu meinen. Als ich mich wieder gefasst hatte, sagte ich natürlich sofort, dass Hitler ganz bestimmt kein guter Mann war, dass er Millionen von Menschen umgebracht hat, grundlos, dass er krank war und größenwahnsinnig und ganz bestimmt kein guter Mensch! Und dass man ganz bestimmt nicht von "bester Mann" reden konnte, wenn jemand so viele Menschen umgebracht und das Leben so vieler Familien zerstört hat.
Schließlich meinte er noch, dass man den Nationalsozialismus gut mit der grausamen Militärdiktatur in Chile vergleichen könnte, die gerade mal 24 Jahre her ist. Er meinte, dass die Militärdiktatur für einige Leute zwar schlecht war, für andere aber auch gut. Und genauso wäre es doch mit dem zweiten Weltkrieg.
Ich versuchte ihm zu versichern, dass der 2. Weltkrieg ganz bestimmt für niemanden gut war und niemandem gut tat, aber ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, was ich genau antworten sollte, mir fehlten wirklich die Worte. Ich war erschrocken und entsetzt von dem, was mir dieser Mann gesagt hatte und ich fand es schrecklich, wie unwissend er einfach daher redete. Mein Mittagessen konnte ich vergessen. Es hatte mir nicht nur die Sprache verschlagen, mir war auch der Appetit vergangen.

Am Abend habe ich von meinem Erlebnis mit meiner Gastfamilie gesprochen. Zuerst mit Vanessa und sie versicherte mir, dass dieser Lehrer öfter dummes Zeug von sich gibt, meist nicht groß darüber nachdenkt, was er redet. Sie kennt ihn ja schließlich, da sie im liceo gearbeitet hat und sie dort Kollegen waren.
Danach habe ich mit Opa Tito darüber gesprochen. Schon bei meinem Erzählen riss er die Augen auf und schüttelte immer wieder den Kopf. Er versicherte mir, dass dieser Lehrer wohl nicht mehr ganz bei Trost sei. Er fand es auch unmöglich, was mein Mathelehrer von sich gegeben hat und stimmte mir voll zu, dass man darüber keine Witze macht und auch nicht darüber lacht.
Er erzählte mir dann noch von der knapp 20-jährigen Militärdiktatur in Chile. In dieser furchtbaren Zeit wurden sehr viele Menschen verschleppt, gesucht, getötet und das oft auf grausame Weise. Bis heute weiß niemand, wohin genau die Menschen verschleppt und wo und wie sie umgebracht wurden, denn die Leichen hat man größtenteils nicht gefunden. Auch Tito selbst wurde damals gesucht. Das Militär wollte auch ihn umbringen. Doch da Natales damals noch ein kleines Dorf und Tito einer der besten Fussballer der Umgebung war und somit seinen Verein bestens vertreten hat, bekam er eine Art Schutz, so dass er nicht gefasst wurde. Er erzählte mir, dass er zu dieser Zeit nie alleine rausgehen durfte sondern immer nur in Begleitung. Sein Vater hatte ihm sogar vorgeschlagen wegzugehen, nach Argentinien zum Beispiel, an einen Ort, an dem ihn niemand findet. Doch er ist geblieben. Und hatte wahnsinniges Glück gehabt. Denn er wurde nicht gefasst und verschleppt.
Mich persönlich hat es sehr fasziniert mit Tito darüber zu reden. Besonders, weil er so sachlich von der Militärdiktatur erzählt hat, bei der es ja schließlich um sein Leben ging!

Mir tat es gut, mit Tito über den Vorfall mit meinem Mathelehrer in der Schule zu reden. Die deutlichen Worte des Lehrers haben mich schon sehr erschreckt. Ich habe gespürt, dass er es ernst meinte, sehr ernst sogar. Und zu wissen, dass es immer noch Nazis gibt, nicht nur in Deutschland sondern offensichtlich auf der ganzen Welt und plötzlich völlig unvorbereitet mit dieser Einstellung konfrontiert zu werden, hat mich innerlich sehr aus der Fassung gebracht. Der Mythos Hitler ist noch lange nicht tot!

Es war ein sehr unangenehmes Schlüsselerlebnis für mich und auf jeden Fall sehr erfahrungsreich und ich werde sicherlich noch oft an dieses Grinsen im Gesicht und diese klaren Worte, die so einen grausamen Sinn haben, denken.



Allerlei PROBLEME!

Die Schutzengel unseres Lebens fliegen manchmal so hoch, dass wir sie nicht mehr sehen können, doch sie verlieren uns niemals aus den Augen. (Jean Paul) 



Mittwoch, 19. März 2014


2 Wochen Schule und immer noch keinen Stundenplan!

Jetzt gehe ich bereits seit 2 Wochen wieder zur Schule (nach 3 Monaten Sommerferien) und habe erst heute meinen Stundenplan ausgehändigt bekommen! Für die letzten 2 Wochen hatten wir einen "Notfallstundenplan" bekommen, bei dem allerdings auch einige Stunden ausfielen, weil Lehrer keine Lust zum Arbeiten hatten und dann einfach nicht zur Schule gekommen sind!!

Die Schule ist hier auch für die gesamt Freizeitgestaltung am Nachmittag verantwortlich, d. h. vor allem für jegliches Sport- und Musikangebot. Diese Pläne stehen noch immer nicht fest. Lediglich die Volleyballmannschaft trifft sich bereits wieder zum Training. Am Dienstag wollte ich gegen Abend zu einem Sambakurs gehen. Der fand dann aber doch nicht statt. Erst nächste Woche, hieß es dann. Ob und wann die Handball- und Basketballmannschaften sich treffen, steht in den Sternen. Und ob die Musikgruppe wieder zum Üben sich trifft, habe ich auch noch nicht gehört. Es dauert eben alles etwas länger.



Mit 4 Jahren in die Schule!



In meiner Gastfamilie hat sich seit Schuljahresbeginn vieles geändert! Meine 4-jährige Gastschwester Josefa geht jetzt nämlich auch zur Schule, zu den sogenannten "pre-kindern", das ist eine Art Vorschule, in der sie spielerisch auf den Unterricht vorbereitet wird. Josefa für die Schule zu begeistern, war - glaube ich - eine der schwierigsten Aufgaben für meine Gastfamilie. Schon als man ihr im letzten Jahr zu Weihnachten sagte, dass sie im kommenden Jahr auch in die Schule gehen würde, ist sie schreiend aus dem Raum gelaufen und hat sich versteckt. Sie hat sehr viel geweint und immer wieder betont, dass sie große Angst davor habe, in die Schule zu gehen. Sie wollte auf keinen Fall weg von ihrem "tata", ihrem Opa Tito. Außerdem habe sie Angst, dann zu Hause keine Zeit mehr zum Spielen zu haben.
Als dann der erste Schultag kam, war es unglaublich schwierig, Josefa aus dem Bett zu bekommen. Kein Wunder, denn normalerweise legt sie sich erst gegen Mitternacht schlafen und schläft am nächsten Tag bis 10 oder 11 Uhr aus. Und von einem auf den anderen Tag sollte sie morgens um 7 Uhr aufstehen. Für sie unverständlich. Weinend und schreiend wurde sie von Vanessa dann angezogen und ich muss sagen, dass sie wirklich unglaublich niedlich in ihrer Schuluniform aussieht.















Die ganze Familie hat sie dann zur Schule begleitet. Als wir dort ankamen, wurde Josefa sehr herzlich vom Schuldirektor persönlich und ihrer neuen Klassenlehrerin empfangen. Ihre Angst schien sie plötzlich vollkommen vergessen zu haben. Und auch uns hat sie kaum noch wahrgenommen. Seitdem geht sie sehr gerne zur Schule. Heute wollte Vanessa sie abholen und Josefa hat sogar geweint, weil sie nicht nach Hause wollte.


Vanessa und Gustavo!

Wie ich ja schon erwähnt habe, arbeitet Vanessa nun in einer anderen Schule und ist damit nicht mehr meine Klassenlehrerin. Sie ist jetzt "orientadora" in einer Grundschule, hat ihr eigenes, großes Büro und kümmert sich dort um die Schüler. Gustavo springt nun für sie in meinem liceo ein und ist damit mein Englisch- und Klassenlehrer. Zu dieser Entscheidung kam es aber erst drei Tage vor Schuljahresanfang.
Wir haben unseren Sommerurlaub früher beendet, da Gustavo kurz vor Beginn der Sommerpause erfahren hat, dass er nach den Ferien nicht mehr so viele Stunden arbeiten sollte. Diese Tatsache hat Vanessa und Gustavo so sehr beunruhigt, dass wir den Urlaub eben früher beendet haben, damit Gustavo in Natales noch Zeit hatte, sich um diese Angelegenheiten zu kümmern. In der letzten Ferienwoche haben dann beide ihren vorläufigen Stundenplan erhalten und es stellte sich tatsächlich heraus, dass Gustavo viel weniger Stunden hatte als im vergangenen Schuljahr. Genauer gesagt, sollte er nur noch ein Drittel der Stunden, die er letztes Jahr unterrichtet hatte, bekommen. Und er ist der Hauptverdiener der Familie! Das war eine Katastrophe! Vanessa bekam 2 Schulstunden weniger zugeteilt, aber das störte sie nicht weiter. Da meine Gastfamilie im nächsten Jahr ein weiteres Haus bauen möchte, war diese Entwicklung ein Schock für alle. Das kommende Jahr wollen sie nutzen, Geld zurück zu legen und für das neue Haus intensiv zu sparen. Der Grund: Bernada wird mit ihrer kleinen Tochter im kommenden Sommer aus Kolumbien hierher zu Pablo ziehen und damit ist das Haus für so viele Personen zu klein. Die Stimmung in meiner Gastfamilie änderte sich stetig. Alle schienen auf einmal gereizt oder genervt zu reagieren und in Gedanken versunken zu sein und bei jeder Konversation wurde über Gustavos Arbeit gesprochen und wie es weitergehen sollte. Ich fand diese Zeit schrecklich und machte mir auch viele Sorgen um meine Gastfamilie. Ich erlebte ja alles live mit und deshalb litt ich auch ziemlich mit ihnen.

Eines Abends bekam dann Vanessa einen Anruf. Ihr wurde eine neue Stelle als "orientadora" in einer Grundschule vorgeschlagen. Sie würde dann also nicht mehr als Englischlehrerin arbeiten, sondern sich um die Schüler kümmern und für sie da sein und verschiedene Dinge in der Schule managen. Dazu kam es, weil ihre Freundin ebenfalls in dieser Gruundschule arbeitet und ihrem Chef Vanessa für den Job der "orientadora" vorgeschlagen hat. Gleichzeitig hatte auch Angelica, die ja Präsidentin eines großen Sportvereins hier in Natales ist, mit dem Chef der "municipalidad" gesprochen, weil sie ihn persönlich gut kennt. Dieser hat ihr versprochen, dass er sich um die Arbeit von Vanessa kümmern würde und dafür sorgen würde, dass sie sicher platziert würde. Somit sollte Vanessa dann im liceo Platz für Gustavo machen, damit er weiterhin eine volle Stelle mit ausreichend Schulstunden hat.

Diese Abhängigkeit und Unsicherheit, ob Gustavo doch tatsächlich noch mehr Stunden bekommen würde, hat mich sehr erschreckt. In Deutschland gehört ja der Beruf des Lehrers immer noch zu einem der sichersten Berufe, während man hier in Chile als Lehrer für seine Unterrichtsstunden kämpfen muss. Und das jedes Jahr aufs Neue! Jedes Jahr bekommen die Lehrer - zumindest an staatlichen Schulen - eine neue Unterrichtsstundenzahl zugewiesen. Damit ändert sich das Einkommen jährlich und eine Familie kann offensichtlich nicht einmal langfristig planen mit einem festen Gehalt. Die Stimmung in der Familie war in den letzten Wochen schon ganz schön getrübt und ich habe diese Probleme auch komplett miterlebt. Gustavo arbeitet nun an 2 Schulen und hat nun mehr Unterrichtsstunden zugeteilt bekommen. Diese sind zwar richtig schlecht verteilt, mittwochs arbeitet er nur 2 Stunden, dafür hat er am Freitag einen superlangen Arbeitstag und Vanessa hat sich in ihrem neuen Job gut eingelebt und liebt ihn schon jetzt sehr.

Schon wieder erkältet...

Montag, 10. März 2014

Vergangenes Wochenende habe ich ausschließlich im Bett verbracht. Leider, denn ich war (mal wieder!) erkältet. Und das zum x-ten Mal in meinem Auslandsjahr. Schon als ich im August vergangenen Jahres angekommen bin, habe ich mich auch erst mal richtig stark erkältet. Das lag sicherlich an dem starken Klimawechsel, ich kam ja aus dem Hochsommer in Deutschland im tiefen Winter in Patagonien an. Und diese Wetterumstellung hat mir mehrere Wochen erst mal zu schaffen gemacht. Doch auch danach wurde ich immer wieder krank. Zwischendurch habe mich sogar im Sommerurlaub in Talca erkältet. Die Umstellung von der immer eher kalten Luft in Patagonien in die plötzliche Wärme war für mich zwar sehr angenehm, aber durchaus auch gewöhnungsbedürftig.
Der Arzt hier meint, es sei eine "allergische Erkältung", meist zwar ohne Fieber, aber mit starkem Husten und Schnupfen und mit den richtigen Tabletten ist das Ganze auch nach ca. 3 Tagen fast wieder weg. Die Erkältung hält zwar nie für lange an, trotzdem finde ich es sehr lästig, immer wieder krank zu sein.
Das zeigt aber, wie rauh doch das Klima hier ist und wie schwierig es ist, sich an den starken Pazifikwind zu gewöhnen. Mein Körper kann sich offensichtlich nur schwer darauf einstellen. Auch noch nach über 7 Monaten!

Großes Dankeschön und letzte Ferienbeschäftigungen

Sonntag, 03. März 2014

Zuerst einmal ein ganz großes Dankeschön an alle, die auf meinen Postkartenwunsch reagiert haben und mir fleißig so tolle Postkarten geschrieben haben. Als ich aus dem fast 2-monatigen Urlaub aus Talca / Puerto Montt wiederkam, erwarteten mich 12 neue Postkarten und 5 Päckchen:D! Ich habe mich wirklich sehr gefreut.
Ich habe alle Karten an meinen Kleiderschrank gehängt! :-)
Hier einpaar Fotos:








Ich freue mich auch weiterhin über außergewöhnliche, schöne, lustige,...Postkarten. Natürlich wird jede Postkarte weiterhin auch beantwortet!


Meine restlichen Ferientage in Natales habe ich so verbracht:

Am 1. März hatte meine Freundin Monse Geburtstag und um das zu feiern, habe ich mir mit Camila und Chuki etwas Besonderes ausgedacht.
Geplant war, dass wir Monse in ein kleines Cafe einladen wollten, das Patagonia Dulce heißt. Es sollte eine Überraschung werden, deshalb sind Chuki und ich ins Zentrum vorausgegangen. Dort haben wir noch schnell Hello-Kitty-Krönchen besorgt und uns dann ins Patagonia Dulce gesetzt und gewartet.
Camila hatte inzwischen Monse zum Spazierengehen eingeladen unf ihr gesagt, dass sie schnell etwas für ihre Mutter einkaufen müsste und ob Monse sie nicht begleiten könnte.
Um das ganze "echter" zu machen, haben Chuki und ich Monse noch per Handy angerufen, ihr gratuliert und gemeint, dass wir uns leider nicht mit ihr treffen könnten, aber vielleicht dann morgen. Sichtlich enttäuscht hat sie aufgelegt. Das war vielleicht etwas gemein, aber es sollte halt eine Überraschung werden.
Camila erzählte uns später, dass Monse den ganzen Weg bis zum Cafe total traurig gewesen sei und kaum geredet hatte.
Als die beiden dann ankamen, hatten wir einen mit Kerzen verzierten  CupCake und ein paar Geschenke auf dem Tisch plaziert und uns die Hello-Kitty-Kronen aufgesetzt.
Ich glaube ich werde Monse's Gesichtsausdruck nie vergessen.
Die Überraschung war uns sichtlich gelungen!



















Am vergangenen Wochenende sind wir dann noch aufs Land gefahren, weil dort ein Wettbewerb des besten Asados stattfand. Es war sehr traditionell und ganz viele Leute waren gekommen, ich glaube halb Puerto Natales. Leider sind wir nicht lange geblieben. Geplant war, dass wir den Tag dort verbringen würden, gegrilltes Lamm zu Mittag essen und uns die Fiesta ansehen würden. Doch leider waren viel zu viele Menschen da und wir hätten erst am frühen Abend Lamm probieren können.
Dennoch konnte ich ein paar Eindrücke sammeln:

Manche Männer trugen die typische chilenische Tracht mit Hemd und spezieller Mütze. Schon das machte einen sehr traditionellen Eindruck. Aus Lautsprechern dudelte chilenische Folklore-Musik und in der Luft hing sehr viel Rauch von den Asado-Feuern. Schon nach wenigen Minuten brannten und tränten meine Augen.
Geplant war auch, dass eine Tanzgruppe "cueca" tanzen würde, den chilenischen Nationaltanz. Außerdem würde es später "jineteadas" geben, Rodeoreiten. Ein traditioneller Nationalsport Chiles.
Leider habe ich weder das cueca-Tanzen noch das Rodeoreiten gesehen. Wir sind schon früher gefahren, da Josefa Hunger hatte und wir deshalb zurück nach Natales gefahren sind um etwas zu Essen.
Ich war ziemlich enttäuscht deswegen, ich wäre gerne noch länger dort geblieben!

Josefa und ich mit einem Teilnehmer am
Wettbewerb. Natürlich in typisch
chilenischer Tracht

Die Lämmer werden am Spieß neben dem Feuer aufgestellt
und gegrillt























"Club de Jineteadas Rigor y Coraje"


seeeeeehr viele Menschen haben die Fiesta besucht

die typisch chilenische Tracht
auch für kleine Männer

Meine Gastfamilie beim Drachensteigen




















































Am 5. März 2014 fängt für mich nach 3 Monaten Ferien!!! die Schule wieder an. Und ich muss sagen, dass ich mich wirklich freue, wieder zur Schule gehen zu können. Ich freue mich auf meine Mitschüler, die ich sehr lange nicht gesehen habe und auf meine chaotische Klasse.

Vanessa wird übrigens nicht weiterhin meine Klassenlehrerin sein. Sie arbeitet nun als "orientadora" (ich glaube diese Berufsbezeichung gibt es im Deutschen gar nicht) an einer anderen Schule.
Dafür wird Gustavo, der ja auch Englischlehrer ist, jetzt mein neuer Klassenlehrer werden! Wie das Schicksal es will, werde ich also meine BEIDEN Gasteltern als meine Klassenlehrer in der Schule erleben! Was für ein komischer Zufall!! Aber ich finde es prima!

Puerto Montt und Deutschland in Chile

"Wo auch immer du dich auf der Welt befindest, solange du zufrieden lächeln kannst, bist du genau hier zur richtigen Zeit am richtigen Ort."



Nachdem wir also am 7. Februar Talca nach 5 Wochen Chill-Urlaub verlassen haben, haben wir uns auf den Weg nach Puerto Montt zu tia Mireya gemacht. Sie war im August letzten Jahres zu Besuch bei uns, daher kannte ich sie schon. Leider konnte ich damals kaum Spanisch sprechen und mich somit auch nicht mit ihr unterhalten. Deshalb fand ich es um so schöner, sie noch einmal wieder zu sehen und mich richtig mit ihr unterhalten zu können!

Die größte Brücke Chiles  - wir sind auf dem Weg nach
Puerto Montt daran vorbei gefahren.















Von Talca bis Puerto Montt sind es ungefähr 8 Stunden Autofahrt. Als wir abends in Puerto Montt ankamen, wartete die tia bereits mit dem Abendessen auf uns. Es gab Reis mit Hühnchen. Leider ist kochen nicht so ihr Ding (ganz im Gegenteil zu ihrer Schwester, meiner Gastoma Angelica) und kalkulieren schon gar nicht. Sie hatte also einen riesengroßen Topf mit Hühnchen gemacht, allerdings nur eine Mini-Portion Reis. Vanessa hat dann das Kochen für die restliche Zeit übernommen ;-)
Es ist auch typisch chilenisch, seine Gäste mit einem guten Essen zu begrüßen und willkommen zu heissen. Egal wie spät es ist, wenn man als Gast in eine chilenische Familie kommt und davor länger unterwegs war, bekommt man - glaube ich - IMMER etwas Warmes zu essen. Egal zu welcher Uhrzeit! In Talca zum Beispiel haben wir, als wir erst um Mitternacht ankamen, noch was Ordentliches zu Essen bekommen, obwohl wir alle totmüde waren. 

Bei tia Mireya hatte ich, genauso wie zuvor in Talca, wieder ein Zimmer für mich alleine. Und das ist nicht genug, ich hatte ein grosses Doppelbett für mich allein! Das Haus von tia Mireya ist sehr groß, hell freundlich...und vor allem sehr! sehr! sauber. Ich glaube, sie hat einen Putzfimmel, denn sie wischt und saugt JEDEN Tag! (Dabei achten die Chilenen sowieso alle ganz besonders auf Ordnung und Sauberkeit. Das habe ich ja in meinem Blog bereits erwähnt. Die tia ist da noch mal eine Steigerung zu allem, was ich bisher schon kennen gelernt habe;))

Am nächsten Tag wurden wir dann mit einem typisch ¨chilotischen¨ Frühstueck begrüsst. Von Puerto Montt sind es nämlich nur noch 60km bis zur Insel Chiloe und dort gibt es eigentlich nur ein Hauptnahrungsmittel: Kartoffeln!!!
Kartoffeln werden einfach IMMER gegessen, sogar zum Frühstück. Nicht gekocht oder gebraten, sondern verarbeitet zu einer Masse mit vielen anderen Zutaten und dann fritiert in reichlich Öl. Das runde Teigstück ist mit etwas Fleisch gefüllt und man sollte es AUF GAR KEINEN FALL mit Milch essen!!! Das habe ich nämlich in meiner ersten Woche in Puerto Natales gemacht. Ich bin mit einigen Mitschülern durch das Zentrum gelaufen und sie wollten mir etwas typisch Chilenisches zeigen. Also haben wir Milcao gekauft. Dummerweise habe ich danach einen Milchkaffee getrunken. Ich habe damals den Rest des Tages mit Bauchweh überwiegend im Bad verbracht. Falls ihr also mal nach Chile reisen solltet: auf gar keinen Fall Milcao mit Milch essen!!!
Nach dem Frühstück sind wir dann ins Zentrum zum Einkaufen gefahren. In der riesigen Mall haben wir dann ein paar Besorgungen gemacht.

Diese Schuluniform des "colegio aleman Puerto Montt"
gibt es im Kaufhaus zu kaufen.



Das Merkmal Puerto Montts: die 2 Verliebten
Danach sind wir jeden Nachmittag rausgegangen und haben etwas unternommen.
Um Puerto Montt herum liegen viele kleine Orte, unter anderem:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Puerto Varas

 

 

Ein kleines Städtchen, dass von Deutschen gegründet wurde. An jeder Ecke kann man Kuchen, Streuselkuchen und Strudel kaufen und der Baustil der meisten Häuser erinnert an Deutschland. Es gibt einen ¨Club aleman¨ und eine deutsche Schule, die allerdings nur Schüler mit deutschen Nachnamen aufnimmt. Das finde ich persönlich sehr ausgrenzend den Chilenen gegenüber. Zudem ist das ¨colegio aleman¨ seeehr gross und modern! Es ist bunt und erinnert von außen ein bisschen an die Villa Kunterbunt aus ¨Pippi Langstrumpf¨.



Auch das Zentrum von Puerto Varas ist modern und rustikal, und die meisten Häuser sind teilweise oder ganz aus Holz gebaut. Puerto Varas liegt an einem See und hat demnach auch einen Badestrand. Dort waren wir auch mehrmals. Das Wasser ist eiskalt und der Strand ist immer voll. Beim Schwimmen hat man aber einen tollen Blick auf den Vulkan Osorno und auf viel grüne Natur. Eine traumhafte Kulisse! 

an der "costanera" 

mit tia Mireya. Im Hintergrund der Vulkan Osorno
Jose am Strand


HotDogs, Hamburger und Pommes bei Jürgen ;-)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frutillar

 

 

Auch in diesem Örtchen gab es unglaublich viele deutsche Sachen. Hotels mit deutschen Namen und Strudel und Kuchen sowieso. Auch Frutillar hat einen Strand, der glücklicherweise nicht so voll war wie der in Puerto Varas. Dort sind wir schwimmen gegangen und ich fand's super, dass wir sogar Wellen hatten. Und das an einem See!


Familienfoto mit dem Vulkan Osorno

 

 

 

 

 

 

 

 

Cochamó

Cochamó liegt ca. drei Stunden von Puerto Montt entfernt und ich glaube sogar die Bezeichnung "Dorf" wäre immer noch zu groß. Mit Glück gibt es ca. 100 Häuser, vielleicht auch weniger. Es liegt mitten in den bewaldeten Hügeln um Puerto Montt und hinauf führt eine lange, staubige Schotterstraße. Vanessa's Cousin Franco lebt hier, zusammen mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Söhnen, Gabriel (5) und Maximo (2). Franco arbeitet als "carabinero", also als Polizist, und wurde von seinem Chef nach Cochamó versetzt. Nur deswegen wohnt er dort mit seiner Familie.

Auf dem 3-stündigen Weg nach Cochamó von Puerto Montt:




eine Kapelle



















ein deutsches Restaurant





Wir sind mehrfach nach Cochamó gefahren, einmal um den Geburtstag von Gabriel zu feiern. Es gab Torte und eine "pinata", das ist eine mit Süßigkeiten gefüllte Tüte, die an die Decke gehangen wird. Das Geburtstagkind zieht dann an einer Schnur und alle Süßigkeiten fallen zu Boden. Die Kinder dürfen die Süßigkeiten dann aufheben und behalten.

Josefas kleiner Cousin Maximo

Josefa, tia Mireya, Gabriel und Maximo am
Geburtstagstisch mit Torte




















Autofahren macht müüüüüde





















Es war ein sehr schöner Tag und ich fand es toll, die Cousins der Familie kennen zu lernen. Trotzdem bin ich sehr, sehr froh, mein Auslandsjahr nicht in Cochamó verbringen zu müssen. Ich kann persönlich gar nicht verstehen, wie Menschen so weit abgeschieden leben können. Zugegeben, die Natur ist wirklich wunderschön - aber auch wahnsinnig einsam.

mit tio Lindor

















Parque Naciónal de Petrohue (Nationalpark Petrohue)

Einen Nachmittag sind wir in den Nationalpark "Petrohue" gefahren, in dem es einen kleinen, aber schönen Wasserfall gibt und noch einen tollen Blick auf den Vulkan Osorno.




Familienfoto: mit Gabriel, Gustavo, Josefa und Vanessa






Die "Saltos de Petrohue"






Mitte Februar haben wir uns dann wieder auf den 3-tägigen Rückweg nach Natales gemacht. Zuerst sind wir von Puerto Montt aus nach Argentinien Richtung "El Bolson"gefahren. An der Grenze wollte uns dann ein Zollbeamter an der chilenischen Grenzstation nicht passieren lassen, weil er darauf bestand, dass meine Papiere angeblich nicht vollständig wären. Doch wir sind schon so oft nach Argentinien gefahren und hatten noch nie Probleme gehabt. Ich muss hier wirklich dazu sagen, dass ich meiner Organisation AFS sehr dankbar bin für die absolute Genauigkeit vor meiner Abreise. Denn ich habe tatsächlich wirklich alles an Papieren, Formularen und Vollmachten bei mir. Mehr kann man tatsächlich vorher nicht ausfüllen und regeln. Vanessa ist richtig wütend geworden, weil der Grenzbeamte so unfreundlich war. Nach mehreren Stunden!!! wurde ich dann aber doch durchgelassen. Zum Glück. Ich finde, wir Europäer können echt froh sein, dass es in Europa einfach ist von Land zu Land zu reisen, ohne ständig seine Papiere vorzeigen zu müssen. Es ist so viel unkomplizierter und freier.
Gegen Abend kamen wir in "El Bolson" an. Wir hatten noch einen Cousin von Vanessa bis "El Bolson" mitgenommen und den ganzen Weg von Puerto Montt saßen wir zu dritt auf der Rückbank.
Wir waren dann noch in einem schönen Restaurant Abendessen und ich habe echtes argentinisches Steak gegessen ;-)

Unser nächster Halt war Caleta Olivia an der Atlantikküste Argentiniens. Nun waren wir nur noch eine Tagesreise von Puerto Natales entfernt. Ich konnte es ehrlich gesagt gar nicht abwarten, wieder nach Natales zu kommen. Zu Hause in Deutschland hatte ich noch nie wirklich Heimweh nach Hause in einem Urlaub gehabt, sondern habe immer jede Minute genossen. Doch dieses Mal schien irgendwie alles anders und ich wollte unbedingt Tito, Angelica und Pablo wiedersehen und natürlich auch meine Freunde.
Um 8 h morgens sind wir von Caleta Olivia losgefahren und haben ca. alle 3 Stunden Halt gemacht um Benzin zu tanken oder um etwas zu Essen. Das Benzin in Argentinien ist übrigens sehr günstig. Ein Liter kostet umgerechnet ca. 80 cent!
Um 19 h kamen wir ENDLICH, nach  stundenlangem Fahren durch die Wüstenlandschaft Patagoniens in Rio Turbio an. Nun trennte uns nur noch die Grenzstation von Chile. Diesmal konnten wir problemlos passieren.
Ich werde das Gefühl nie vergessen, als wir von dem Hügel der Grenzstation runter nach Natales gefahren sind. Ich hatte ein Kribbeln im Bauch und war unglaublich glücklich. Es ist ein schönes Gefühl, nach fast 2 Monaten wieder "nach Hause" zu kommen. Ich habe so viele und schöne Erinnerungen an Natales und das verbindet irgendwie natürlich.
Tito, Angelica und Pablo erwateten uns auch schon sehnsüchtig und es war ein herzliches und umarmungsreiches Wiedersehen. Und dann gab es natürlich - wie es in Chile üblich ist - erst mal was Ordentliches zu Essen: Schnitzel mit Kartoffeln und Salat.