Chilenische Ostern 2014

Mein Ostern dieses Jahr war eigentlich recht enttäuschend und unbedeutend, deshalb ist dieser Beitrag nur kurz und knapp.
In Chile gibt es keine Osterferien, weder gibt es schulfrei am Gründonnerstag noch am Ostermontag. Fastenzeit gibt es auch nicht, nur am Karfreitag hatten wir schulfrei und es wurde weder Fleisch noch Ei gegessen.
Am Ostersonntag wurde ich dann von einer vor Freude quietschenden Josefa geweckt, die fleißig Schoko-Ostereier im Wohnzimmer suchte und alles in ihrem pinken Osternest verstaute. Der Osterhase kam sogar auch für mich vorbei:

Mein chilenisches Osterkörbchen



















Während ich in Deutschland jedes Jahr zu Ostern in die Kirche gehe und es für mich persönlich auch wichtig und eine schöne Tradition ist, so ist Ostern für meine Gastfamilie nur ein Fest des Ostereierversteckens und Zusammenseins mit der Familie.
Ostereierfärben, Kresse säen oder ein Osterfeuer anzünden kennen die Chilenen überhaupt nicht. Da mir Eierfarbe aus Deuschland geschickt wurde, konnte ich meiner Gastfamilie ein wenig die Bräuche aus Deutschland zeigen. Die gefärbten Eier sind wirklich gut angekommen und wurden mit "Ah" und "Oh" bestaunt.

Von Bernada, Pablos Freundin aus Kolumbien, weiß ich, dass Ostern in Kolumbien viel traditioneller und vor allem auch religiöser gefeiert wird. Sie hat mir erzählt, dass ihre Mutter jedes Jahr eine traditionelle Suppe kocht und die Woche vor Ostern, die "semana santa" ("Heilige Woche") auch groß gefeiert wird.

Was alle Kulturen aber gemeinsam haben, ob chilenisch, deutsch oder kolumbianisch:
Ostern ist ein Fest, bei dem die ganze Familie zusammen kommt und man Zeit miteinander verbringt.

"Kleinigkeiten entfernen Menschen voneinander. Katastrophen bringen sie einander näher."

Montag, 21. April, 2014



Fast 2 Wochen ist der große Brand in Valparaiso, nahe der Haupstadt Santiago de Chile nun her, aber die Nachrichten sind immer noch voll mit dem Thema. Kein Wunder - denn es ist das größte Feuer in der Geschichte Chiles. Über 3.000 Menschen mussten evakuiert werden und über 2.500 Häuser sind komplett verbrannt. Über 11.000 Menschen wurden vom Feuer betroffen, manche Familien besitzen nun nichts mehr, haben alles verloren. 15 Tote sind bis jetzt offiziell bekannt. Im Fernsehen waren Bilder von den verbrannten und zerstörten Häusern zu sehen, Menschen wurden interviewt, teils weinend, teils geschockt mit leerem Gesichtsausdruck erzählten sie von dem Feuer und wie sie zum Teil ihre ganze Existenz verloren.



Doch die Chilenen sind Extremsituationen und Katastrophen fast schon gewöhnt. Erdbeben und Tsunami ist seit langem nichts Neues mehr, "temblores" (kleine, leichte Erdbeben) gehören zum Alltag und Waldbrände gibt es gerade in der Zentralzone jedes Jahr mehr als genug.
Die Chilenen sind dafür bekannt, auch oder gerade in Krisensituationen einen kühlen Kopf zu bewahren und das hat sich besonders beim Feuer in Valparaiso sehr gezeigt.


Aus ganz Chile sind freiwillige Helfer zum Aufräumen gekommen, in Sporthallen wurden Notunterkünfte eingerichtet, für die Menschen, die ihr zu Hause verloren haben. Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Wasser, Windeln, Zahnbürsten und Zahnpasta wurden von den Einwohnern Valparaisos, die vom Feuer verschont geblieben sind, sofort gespendet. Frühstück, Tee, Kaffee und Brot wurden sogar von einer Catering-Firma ebenfalls gespendet. Sie haben nichts dafür verlangt.
Direkt am Montag nach dem Brand lief auch ein Lebensmittel-Spendenaufruf in meiner Schule. Die Lehrer haben uns gesagt, wir könnten am Dienstag alle in normaler Kleidung zur Schule kommen, ohne Uniform, wenn jeder eine Spende für die Menschen in Valparaiso mitbringt. Das könnten Nudeln, Reis, Milchpulver, Klopapier,... sein. Am Abend bin ich dann natürlich sofort los einkaufen gegangen.
Diese Lebensmittel habe ich gespendet:

Zahnpasta, Milchpulver, Klopapier, Nudeln, Reis und
Zahnbürsten - meine Spende für Valparaiso 















In Valparaiso geht es nun langsam wieder aufwärts. Es hat sich ein goßes Hilfsprojekt gegründet, dass sich "un techo para Valpo", also ein Dach für Valparaiso nennt. Durch einen Werbefilm werden die Menschen aufgefordert zu spenden oder sogar als freiwillige Helfer selbst nach Valparaiso zu fahren um mit beim Häuserbau zu helfen.





Anfang April hat es im Norden Chiles auch noch ein sehr großes Erdbeben gegeben, mit der Stärke von 8,2 auf der Richterskala. Das hat das ganze Land wirklich sehr erschreckt. Denn wenn es mehrere "temblores" gibt oder auch starke Beben, besteht immer die Gefahr auf einen Tsunami!
Das erste Beben gab es am Abend gegen 20h, in der Nähe von Iquique, ganz oben im Norden Chiles. Kurz darauf folgte schon das nächste Beben.Wir haben die Situation im Fernsehen mitverfolgt, Reporter direkt aus den betroffenen Städten haben live berichtet. In vielen Städten fiel auch der Strom aus. Die Überwachungskamera einer Drogerie hat das Beben aufgenommen. Man sieht Menschen aus dem Laden flüchten und in einem ordentlich sortierten Shampooregal plötzlich alle Flaschen mit enormer Wucht auf den Boden fallen:

Link zu Videokamera Supermarkt


Schließlich wurde eine offizielle Tsunamiwarnung ausgesprochen. Das bedeutete zugleich, dass ALLE Küstenstädte evakuiert werden sollten, wie z.B. Arica, Iquique, Valparaiso,.... große Städte, in denen viele Menschen leben. Dank der Live-Übertragung konnten wir alles verfolgen, die ganze Familie saß bis spät in die Nacht hinein im Wohnzimmer vor dem Fernseher und zusammen konnten wir sogar die Sirene des Tsunamialarms hören. Doch am meisten haben mich die Menschen, die Chilenen beeindruckt. Auf der Straße war keine Hetze, kein Stress, kein Chaos zu sehen! Alle Menschen gingen zügig, aber ruhig zu den Sicherheitszonen, auch auf den Straßen herrschte kein Stau. Trotz dieser Ausnahmesituation schienen die Chilenen immer noch einen kühlen Kopf zu bewahren und ruhig zu bleiben.Es ist keine Panik ausgebrochen!!!
Ich glaube, das wäre in Deutschland nicht möglich.
Zum Glück hat es am Ende dann doch keinen richtigen Tsunami gegeben. Nur einige größere ca. 2m hohe Wellen, die aber keinen größeren Schaden angerichtet haben.

Mich hat das Beben wirklich sehr erschreckt, obwohl wir hier im Süden gar nichts davon gespürt haben. Trotzdem finde ich es sehr bewundernswert, wie die Chilenen auf das Erdbeben im Norden und auch auf das starke Feuer in Valparaiso reagiert haben!